Predigt zum 1. Ökumenischen Pfarrfest am 9. Juli 2011
In der kath. Kirche zu Tiefenbach
„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“ Matthäusevangelium 6,21

 
 
 

Liebe Gemeinde !

Oder besser liebe Gemeinden,
Liebe katholischen Schwestern und Brüder!
Liebe Evangelischen Schwestern und Brüder!
Dass wir einen gemeinsamen Gottesdienst feiern,
dass so viele Menschen ihr Interesse an einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst durch ihr Kommen und Mitfeiern und Mitbeten zeigen,
dass wir unverkrampft und fröhlich diesen Gottesdienst gemeinsam vorbreiten konnten

  1. all das lässt mein Herz vor Freude hüpfen.

Schön ist es, dass wir, die wir den Worten Jesu nachfolgen, uns als eine Gemeinschaft begreifen und verstehen.
Jesus, der Sohn Gottes, das zum Menschen gewordene unüberhörbare Wort Gottes, hat unsere Gemeinschaft gestiftet.
Die, die Jesus Christus versuchen nachzufolgen, sind zu Christen geworden.

Und dieser Jesus von Nazareth war ein brillanter Prediger und wunderbarer Heiler.

Seine kompakteste und umfangsreichste Predigt, die uns überliefert ist, ist die sog. Bergpredigt. Und mitten in der Bergpredigt gibt er Tipps, Ratschläge für das ganz alltägliche Leben, die – oh Wunder – auch heute ihre Gültigkeit haben.
Zum Beispiel sein Tipp zum Beten: Wie sollen wir beten?
Mt 6,9: Darum sollt ihr so beten:        Vater unser

Zum Beispiel sein Tipp zur Altersvorsorge, zur Finanzvorsorge:
Mt 6, 19ff: „ Ihr sollt euch keine Schätze sammeln auf der Erde; denn die Schätze werden vom Rost zerfressen oder von den Motten; oder die Schätzen werden von Einbrechern weggebracht oder von Dieben gestohlen. Sammelt Euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen oder stehlen.
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Da sind ja Worte aus dem Reich der Verliebten.
 Mein Herzerl – Schatz , schön, dass Du da bist.

Der Meister der Liebe, Jesus der Meister der Nächstenliebe und der Gottesliebe will uns die Augen öffnen und stellt den Werten der Liebe die üblichen materiellen Werte entgegen –
Rost – auch das teuerste und gut gepflegte Auto kann mal rosten;
Motten – auch das toll designte und schick geschnittene Kleid kann nicht nur von Motten befallen werden, sondern fällt irgendwann aus der Mode.

Das ganze Materielle ist irdisch und bleibt auf der Erde.
So gut wir es auch bewachen und hegen und pflegen – das Materielle wird wertlos und dann schmucklos in der Schatzkiste vor sich hin stauben – wenn wir zu den eigentlichen Fragen des Lebens und des Überlebens kommen:
Und hier führt uns Jesus in die nächste Höhere Ebene nach dem Materiellen – er führt uns in die Ebene des Spirituellen.
Das Materielle ist etwas für die kurzsichtigen und kurzfristigen Gemüter,
das Spirituelle ist etwas für die durchblickenden und weiterschauenden Gemüter.
Oder ganz einfach ausgedrückt:
Das  Materielle ist irdisch und bleibt auf der Erde.
Das Spirituelle ist Gottes Hauch auf der Erde und verbindet Himmel und Erde.

Niemand kann zwei Herren dienen; ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon, der Kohle, dem Materiellen, dem Besitz, der Eure Seele und Herzen in Besitz nimmt. So sagt es Jesus weiter in der Bergpredigt.

„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“

Und so haben wir heute eine große Schatzkiste mitten in die Kirche gestellt.
Was würden Sie gerne einpacken in die Schatzkiste – was würden Sie gerne in Sicherheit bringen und gut verwahren?
Nein, nicht die Perlenkette, die Goldmünzen und den Familienschmuck – das wäre leicht und einfach greifbar – der Charme des Materiellen.
Welche spirituellen Schätze würden sie in die Schatzkiste packen?
Welches Gebet, welches Lied, welcher Bibelspruch, welche Bewahrungsgeschichte gehört zu ihren Schätzen im Glauben?
Was liegt auf ihrem Herzen ganz oben? Was lässt ihr Herz wieder hüpfen, wenn es vorher ganz traurig oder verbittert oder fast schon hoffnungslos geworden ist ?

„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“
Das ist keine blasse Theorie. Wer begonnen hat, Schätze im Himmel zu sammeln, wird entdecken, dass im eigenen Herzen eine grundlegende Veränderung eintreten wird – eine Veränderung, die hilft und die dem Leben dient.
Diese Veränderung – weg vom Materiellen – hin zum Spirituellen – diese Veränderung macht unser Leben reich; sie hilft gegen die Enge  des Denkens und Fühlens und sie hilft gegen die Ängste des Verlierens und Alleine seins.
Diese Veränderung in der Welt- Anschauung schenkt ein ruhiges, ein frohes, ein getröstetes Herz angesichts der Ängste, in die das Leben einen Menschen stürzen kann.
Trachten wir nach den Schätzen im Himmel, so finden wir zu Gott.
Er macht uns frei, einander im christlichen Geist der Liebe zu begegnen, auch angstfrei als Katholische und Evangelische das Reich Gottes hier auf Erden ein klein bisschen aufzubauen.
Er eröffnet uns neue Horizonte.
„Lobe den Herren meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
In Gottes Namen - Amen